
Wie umweltfreundlich ist mein Kaffee?
Nachhaltigkeit ist Trumpf. Wer ein Produkt kaufen möchte, steht immer öfter vor einer schwierigen Entscheidung. Nicht nur der Preis oder die Produkteigenschaften sind wichtig, sondern auch die Frage, wie sehr die Umwelt damit belastet wird. Lifecycle-Analysen bringen Licht ins Dunkel, indem sie Produkte in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit untersuchen.
Die moderne Warenwelt ist so gross wie nie zuvor. Wir haben die Auswahl aus unzähligen Produkten für alle Lebensbereiche. Doch unsere Kaufentscheidungen werden von immer mehr Faktoren bestimmt. Die Frage, wie umweltfreundlich ein Produkt ist, steht heute für viele Konsumentinnen und Konsumenten an vorderster Stelle. Vielfach fehlt dazu aber das notwendige Hintergrundwissen. Dabei helfen sollen Lifecycle-Analysen, auch bekannt als Ökobilanz. Sie untersuchen sämtliche Umweltwirkungen während der Produktion, der Nutzung und der Entsorgung eines Produkts. Auch alle damit verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozesse wie etwa die Herstellung von Rohstoffen, der Transport und weitere gehören dazu. So lässt sich genau feststellen, wie hoch der CO2-Ausstoss eines Produkts ist – begonnen bei der Rohstoffgewinnung bis hin zur fachgerechten Entsorgung. Dieser Zyklus wird mit dem Ausdruck «from cradle to grave», also «von der Wiege bis zur Bahre» umschrieben.
Unterschiedliche Systeme auf dem Prüfstand
Bei Produkten des täglichen Gebrauchs lohnt sich eine solche Betrachtung besonders. Ein gutes Beispiel dafür ist Kaffee. Mit den immer populärer werdenden Kapselsystemen ist auch die Diskussion um deren Umweltfreundlichkeit entbrannt. Ist die Zubereitung eines Filterkaffees nicht viel umweltfreundlicher? Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) hat die unterschiedlichen Systeme zur Kaffeezubereitung unter die Lupe genommen und kam dabei zu überraschenden Ergebnissen. Im Rahmen seiner Analyse hat der Ökobilanz-Experte Roland Hischier zunächst die Kapselsysteme untersucht. Als Erstes identifizierte er die Hauptbestandteile der Kapseln. Diese wurden dann jeweils auf ihren Material- sowie ihren Energieverbrauch bei der Produktion untersucht. Bei einem durchschnittlichen Kaffee macht die Kapsel rund einen Viertel der Umweltbelastung aus. Relativ schwere Kunststoffkapseln und solche, die zusätzlich einzeln verpackt sind, schneiden schlechter ab. Werden Aluminiumkapseln rezykliert – und nur dann –, sind sie die besten. Die besten Werte, also die niedrigste Umweltbelastung aller Kapsel- und Padsysteme, erzielten damit die Nespresso Kapseln.
Filterkaffee, Vollautomat – oder doch Kapsel?
Im zweiten Teil seiner Analyse verglich der Experte den Kapselkaffee mit anderen Zubereitungsmethoden. Untersuchungsgegenstand waren neben den Kapselmaschinen Vollautomaten sowie die Filtermethode per Hand und löslicher Kaffee. Das Resultat: Für die Ökobilanz entscheidend ist letztlich nicht die Zubereitungsmethode, sondern der Inhalt. «Eine bewusste Kaffeewahl ist auf jeden Fall das Beste für die Umwelt», so Hischier. Wer umweltfreundlichen Kaffeegenuss will, solle auf Kaffee mit Nachhaltigkeitslabel setzen. Denn die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft beim Kaffeeanbau schenkt hier am meisten ein. Je nach Arbeitsweise auf der Kaffeeplantage variieren der Einsatz von Maschinen (Diesel für Traktor), Düngern und Pestiziden – und damit auch die Umweltdaten für den Kaffee. Im schlechtesten Fall entfällt pro zubereitete Tasse Kaffee auf die Kaffeekultivierung rund 70 Prozent der Umweltbelastung. Bei nachhaltiger und umweltfreundlicher Produktion beträgt dieser Wert im besten Fall gerade noch 1 Prozent.
Die Menge macht das Gift
Die Wahl des Kaffees beeinflusst die Ökobilanz also viel stärker als die Wahl zwischen Kapsel, Vollautomat und Filterkaffee. Mit einer Einschränkung: Per Hand zubereiteter Filterkaffee, löslicher Kaffee oder die Zubereitung in der italienischen Caffettiera schneiden zwar besser als alle Maschinen ab. Aber das auch nur unter der Voraussetzung, dass nur so viel zubereitet wird, wie auch getrunken wird. Und je mehr Kaffeepulver zum Einsatz kommt, desto schlechter fällt die Bilanz aus.
Was heisst das nun? Die Entscheidung für ein Kaffeezubereitungssystem ist immer das Resultat einer Bewertung vieler Kriterien. Die Grösse des Unternehmens, die Zahl der Nutzer, der Standort, die Ressourcen, die zur Pflege einer Maschine zur Verfügung stehen, die Kosten: Diese und viele andere Faktoren spielen eine Rolle und werden individuell anders gewichtet.
Und das gilt nicht nur für den Kaffee. Weitere Beispiele sind die Wahl der Getränke (PET oder Glasflaschen?) und des Geschirrs (Tassen oder Pappbecher?). Die Reihe liesse sich lang fortsetzen. Unsere Kundinnen und Kunden sollten sich deshalb die Frage stellen: Was ist für unser Unternehmen und unsere Mitarbeitenden die nachhaltigste Lösung? Auf welche Aspekte legen wir diesbezüglich am meisten Wert?
Jede und jeder kann so einen wichtigen Beitrag zu einem nachhaltigeren Umgang mit unserer Umwelt leisten. Es geht nicht darum, auf alles zu verzichten, sondern um einen massvollen Umgang mit unseren Ressourcen. Das Kaffeebeispiel liefert die Vorlage: Geniessen wir ihn weiterhin – aber mit Köpfchen.

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