Ein Kultgetränk ist wieder da

Vivi Kola steht für das erste Cola in der Schweiz – aus der Schweiz. Aber auch für die turbulente Geschichte eines Brands, der vom Markt verschwand, um Jahrzehnte später als Kultgetränk neu gefeiert zu werden.

Verschwitzt, am Ende ihrer Kräfte, aber stets lässig mit einer Flasche braunen Inhalts in der Hand. So präsentierten sich die Radrennfahrer in der Nachkriegszeit an der jährlich stattfindenden Tour de Suisse den Fotografen. Es war eine Zeit, in der die Gesellschaft nach Helden suchte und sie in den fitten Herren auf ihren Velos fand. Auf den Flaschen, aus denen die Sportler tranken, prangte in grossen Lettern Vivi Kola. Es war das erste in der Schweiz hergestellte Cola: ein koffeinhaltiges Getränk mit aufputschendem Effekt. Dazu passte auch der damalige Slogan «chlöpft uf». Es sind Bilder voller Nostalgie aus einer bewegten Zeit.

Seither sind über achtzig Jahre vergangen. In der Zwischenzeit hatte Vivi Kola mit einem immer stärkeren Konkurrenzdruck aus den USA zu kämpfen. Die Mineralquelle Eglisau, bis dato Besitzerin von Vivi Kola, wurde von Feldschlösschen aufgekauft. Als der Bierkonzern die Schweizer Abfüllrechte für Pepsi erhielt, entschied er sich 1986 zur Einstellung der Produktion von Vivi Kola. Die Schweizer Marke verschwand von der Bildfläche.

Alter Brand, neues Leben

Im Jahr 2010 wurde Vivi Kola aus seinem Dornröschenschlaf geweckt. Der Eglisauer Christian Forrer hauchte der Marke neues Leben ein. Als Grafiker gefiel ihm die Aufmachung von Vivi Kola schon immer. Er hatte sogar Plakate bei sich zuhause. Einfach war die Wiederbelebung des Brands allerdings nicht. Unter anderem musste Forrer die Markenrechte erwerben. Als alles unter Dach und Fach war, begann Forrer in seinem eigenen Café in Eglisau Vivi Kola zu verkaufen. Mit durchschlagendem Erfolg: Innert kurzer Zeit war der Laden leer gekauft, innert zwei Stunden gingen 2500 Flaschen über die Theke. Die Marke erblühte zu neuem Leben.

Die Gründe für den Erfolg sieht Vivi Kola selbst in der Geschichte des Brands. «Bei vielen Leuten löste die Wiederbelebung von Vivi Kola nostalgische Gefühle aus und sie freuten sich sehr darüber, dass es die Marke wieder gibt», sagt Fabian Guggenbühl, Leiter Verkauf & Marketing bei Vivi Kola. Er fügt an: «Vivi Kola ist ein typisches Retroprodukt». Unter Retroprodukten versteht man Produkte, die es bereits gab und die beim Kunden positive Erinnerungen hervorrufen, zum Beispiel an die Kindheit.

Vivi Kola geht mit der Zeit

Retro ist man bei Vivi Kola auch in Sachen Rezeptur. «Christian Forrer hat 2010 im Museum Eglisau das Originalrezept von 1938 gefunden und versucht, dieses originalgetreu umzusetzen. Das war gar nicht einfach, denn je nach Herkunft des Wassers schmeckt die Mischung anders», erklärt Fabian Guggenbühl. Auch wenn man sich bei Vivi Kola an das Originalrezept hält, will man dennoch mit dem Lauf der Zeit gehen. Das heisst konkret: weniger Zucker. «Seit über einem Jahr ist in Vivi Kola zehn Prozent weniger Zucker als zuvor drin und damit auch weniger als in Coca-Cola», sagt Fabian Guggenbühl und betont, dass das, was in der Schweiz erhältlich ist, auch von hier bezogen wird. Swissness bedeutet in erster Linie Qualität, und diese wird von den Kunden geschätzt. Zutaten, die nicht aus der Schweiz kommen, stammen aus nachhaltiger Produktion. So setzt man zum Beispiel auf Bio-Vanille aus Madgaskar und Fairtrade-Kolanüssen aus Kamerun, das in der Geschichte von Vivi Kola übrigens tief verankert ist. Der Legende nach sandte die Mineralquelle Eglisau bereits Mitte der 30er-Jahre ihre Mitarbeitenden per Schiff ins ferne afrikanische Land, um die geheimnisvolle Kola-Nuss zu suchen – erfolgreich. Dieser Entdeckergeist prägt noch heute den Kern der Marke. Eine Marke, die sich trotz grosser internationaler Konkurrenz stolz auf dem Markt behauptet. Mit Swissness, Nachhaltigkeit, Transparenz, Innovation und einer grossen Portion Mut.